Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-1929-2201
„ Wir leben Heilpflanzen! “
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Als Kind habe ich einmal Schlehensaft probiert. Meine Oma hatte Schlehen im Garten, und wie aus Johannisbeeren, Kirschen und Himbeeren hat sie auch aus den Schlehenfrüchten Saft bereitet. Ich hatte damals eine Flasche davon aus ihrem Vorratskeller geholt, neugierig und nichts ahnend geöffnet, ein Glas eingeschenkt, und … Bei dem Gedanken daran ziehen sich mir alle Gesichtsmuskeln zusammen. War das sauer!
Was für eine interessante Frucht die Schlehe ist, habe ich neulich erst erfahren, als wir in der Planungssitzung über sie gesprochen haben. Vielmehr haben die Herausgeberinnen und Herausgeber fachkundig gesprochen, unter anderem über die Botanik und den Mythos vom Frost, dass die Früchte heute über eine Positivmonografie bei leichten Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut verfügen und die Volksmedizin die Blüten gegen Gicht und bei Erkältungen einsetzt. Ich habe zugehört und mich an den sauer-herben Geschmack erinnert.
Alles Wichtige über die Schlehe hat Rudi Beiser schließlich im großen Heilpflanzenporträt in der Rubrik Ganz nah für Sie zusammengefasst (S. 4). Er teilt dort auch Rezepte mit Ihnen, darunter eines für Schlehensaft (S. 14). Als Zutaten verwendet er neben Zucker auch Apfelsaft und Zimt – sehr lecker! Der Saft meiner Oma war nur mit Wasser versetzt …
Heckenzauber ist der Titel dieser Ausgabe, und natürlich darf da das Beerenobst nicht fehlen. Himbeere, Erdbeere oder Brombeere sind mittlerweile über den Sommer hinaus beliebte Zutaten in Süßspeisen, schmecken auch pur – und enthalten reichlich Anthocyane. In Studien konnten für sie blutdrucksenkende Eigenschaften und eine hemmende Wirkung auf die Thrombozytenaggregation nachgewiesen werden. Henrike März hat sich näher mit den ernährungsphysiologischen Merkmalen der Beeren beschäftigt und auch gleich noch ein paar leckere Rezepte für Sie beigesteuert (S. 70).
Auf Rosengewächse wie Himbeere, Brombeere und Erdbeere setzt man auch bei Durchfallerkrankungen. Es sind dann aber die Blätter, die mithilfe ihrer Gerbstoffe den Darm „abdichten“. Was da physiologisch genau abläuft, lesen Sie im Beitrag Behandlung/Phytotherapie (S. 22) und der sich daran anschließenden Wirkstoffgrafik (S. 28) von Sebastian Vigl.
Die Heckenrose darf in einer Ausgabe über die Heckenpflanzen natürlich auch nicht fehlen, denn in der Heilkunde ist sie für Mensch und Tier sehr bedeutsam. Warum genau, und wie man sie einsetzen kann, das erfahren Sie in der Rubrik Tierapotheke von Dr. med. vet. Cäcilia Brendieck-Worm (S. 34) und in der Rubrik Drei Sichtweisen von Cornelia Stern, Helga Ell-Beiser und Rudi Beiser (S. 30). Auch Ursula Stumpf beschäftigt sich in ihrem Beitrag neben Haselnuss, Holunder und Vogelbeere mit der Hundsrose – ein Synonym für die Heckenrose –, betrachtet deren Hecken und Früchte aus kultischer Sicht und schreibt über das Brauchtum in früheren Zeiten (S. 47).
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, Zubereiten und Anwenden!
Ihr
Christian Böser
Redakteur Heilpflanzen
Publication History
Article published online:
15 September 2023
© 2023. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany